22. April 2011

Ehrlich und das zu später Stund'.

Das ist das Paradoxe! Du fängst ein neues Leben an, siehst wie toll alles sein kann und dann, BÄM, ein Schlag voll in die Fresse. Siehst wie toll es sein könnte, wenn alles wieder anders wäre. Wenn es nicht mehr ein Du & Ich geben würde, sondern ein Wir. Vermisst plötzlich Dinge, die die davor nie aufgefallen sind, aber du willst nicht mehr. Willst nicht mehr verzichten, willst dich nicht mehr verstellen. Willst leben. Aber irgendwie, tief in dir drin, passt es nicht. Irgendwas fehlt und wenn es nur ein kleines Puzzleteil ist, was dein ganzes Inneres ausernanderbrechen kann. Du sagst "Es hat keinen Sinn!", du denkst "Es hatte einen Sinn!". Du weißt "Es wird nie wieder einen Sinn haben!". Genau, so siehts aus. Wenn zwei Soldaten in einem Krieg kämpfen und sehen, dass es auswegslos ist, haben sie auch keine Kraft mehr weiterzukämpfen. Genau so ist es! Du siehst, es geht nicht mehr. Du willst es eigentlich verhindern, aber du kannst es nicht. Du steckst deine gesamte beschissene Kraft genau in eine Sache und du siehst "Hey, es geht nicht mehr voran!". Also, was tun? Man resigniert, wird aggressiv und weiß sich selbst nicht mehr zu helfen. Man projektziert seinen Schmerz und seine Angst auf alles andere und sieht doch selbst irgendwann ein "Fuck man! Ich bin hilflos. Aber was soll ich tun?" Schwäche zeigen? Geht gar nicht. Aggressionen rauslassen? Ja, zeigt meine Schwäche nicht. Okay, lassen wir Aggressionen raus, ohne Rücksicht auf Verluste. Dass es so ziemlich jedem schadet, der einem am Herzen liegt, bemerkt man in so einem Moment gar nicht. Das kommt erst danach. Dann, wenn man für sich selbst realisiert hat, worum es eigentlich geht. Worum es eigentlich schon immer ging. Aber dann ist man genau an dem Punkt im Leben, an dem schon soviele Menschen zuvor waren. An dem Punkt: Okay, ich hab alles verloren. Ich sehe meine Fehler. Und jetzt? Hab ich wahrscheinlich die Chance meines Lebens vertan. So und jetzt? Nichts und jetzt. Wahrscheinlich ist das Leben dazu da, dass man daraus lernt. Dass man lernt, dass man Fehler begehen kann und dass man diese Fehler nicht noch ein zweites Mal im Leben wiederholt.

Und dann gibt es diese Momente. Diese Momente in denen du lachst und denen dir dann von einer Sekunde auf die andere auffällt: hey, hier fehlt was. Ein Lachen, eine Geste, ein Spruch. Eben diese eine Person. Liegt es an der Person? Fehlt dir genau diese Person oder fehlt dir einfach nur der Umstand? Du fühlst dich allein. Du fühlst dich so, als hättest du deinen besten Freund und Vertrauten verloren. Als hättest du deinen Bruder, deinen Freund und dein zweites Ich verloren. Dein zweites Ich, dass doch so ganz anders war wie du, aber dass trotzdem zu dir gepasst hat, wie, nunja, wie Arsch auf Eimer. Ein Paar, dass so verschieden scheint, wie Nordpol und die Sahara. Ein Paar, dass wahrscheinlich nie richtig zueinander finden wird und doch tief innendrin so verbunden ist. Ein Paar, welches sein eigenes Leben leben will und nichts und niemand vernachlässigen will. Ja, jetzt ist die Chance! Tu, was du schon immer tun wolltest. Wird man glücklich? Ja, das fragt man sich so oft. Nein, ich für mich denke nicht, dass man jemals wieder so glücklich werden kann, wie man es war.

Man lebt halt. Man lebt, freut sich über Freundschaften, über Erfolg in der Schule, über die Familie. Aber da ist dieser eine gottverdammte Punkt. Dieser Punkt der alles im Leben kaputt macht. Der alles, was jemals da war, auslöscht. Der alles, was jemals sein könnte, zur Nichte macht. Und jetzt? Wie gehts weiter? Tief innendrin ist man froh. Kraftlos war man, ja das stimmt. Man hatte keine Hoffnung und keinen Glauben mehr.
 Und doch fehlt einem dieser Mensch so sehr. Beim zähneputzen, beim aufstehen, beim biertrinken. Ja, überall. Dieser eine Mensch, in dessen Hände du sein Leben gelegt hast und dessen Leben du mit Füßen getreten hast. Dir wird plötzlich bewusst: alles ist nur noch Schall und Rauch. Dein Leben geht weiter. Ja es ist plötzlich schön! Alles Verpasste und Vergangene. Alles was du immer tun wolltest, aber was für eine Bedeutung hat es jetzt noch? Keine. Dir fehlt dieser eine Mensch. Du weißt nicht, ob es noch diese tiefe Liebe ist oder nur diese Verbundenheit, die es wahrscheinlich nie wieder geben wird. Du willst soviel ändern. Es geht nicht, tja verkackt. Du willst alles neu erleben. Tja, Chance verpasst. Du möchstest alles wieder gut machen, tja dazu ist es jetzt zu spät.
Du realisierst zu spät. Du merkst "Das war die Chance meines Lebens, die ist vorbei, sowas gibts nicht mehr."
Es ist erniedrigend zu wissen "Das war`s. Du bist 18 Jahre alt und durftest so etwas erleben, was du wahrscheinlich in den restlichen 70 Jahren deines Lebens nie wieder erleben wirst" Nach 5 Minuten zu wissen "Der Eine oder keiner". Das erlebt man nicht oft. Wahrscheinlich nie wieder, aber die Erinnerung die bleibt, die ist wunderschön. Jeder Moment und alles. Das alles bleibt! Das alles kann einem keiner mehr nehmen.

Die Kraft schwand bei Beiden. Keiner konnte sich und sein Leben opfern. Die Kompromisse waren zu groß, die Opfer waren zu groß. Man konnte nicht mehr. Die Leben und die Interessen waren zu verschieden. Das alles hat dazu geführt, dass zwei Menschen, wie es sie wahrscheinlich noch nie gab, sich auseinander gelebt haben. Die nie wieder zusammen finden werden, obwohl sie doch so passten. Deren Leben einfach zu verschieden sind. Ja, man kann es nicht ändern. Bringt auch nichts.
Alles ist gesagt. Alles ist getan. Alles sollte verdrängt oder vergessen werden. Alles bleibt doch tief in mir alles.
Denn ich habe alles getan und doch alles verpasst. Ich war diejenige, die alles vertan hat. Jede Chance, jedes Glück. Eine blinde Traumwandlerin, die in ihrem perfekten Traum leben wollte, die es nicht schaffte, weil jede Sucht und alles zu groß war.
Zeit des Verstehens ist gekommen. Zeit des Verarbeitens wird noch kommen. Zeit des Bereuens ist schon da. Zeit der Liebe, sie liegt da, wie in vergangenen Zeiten.
Leb wohl! Du, mein Ich, mein Leben, alles. Drück den Punkt RESET und hoffe, dass alles wieder gut wird.
Das Leben kann schön sein. Auch ohne diesen Menschen, den du über alles geliebt hast, der dein bester Freund ist, der dir zeigte was Liebe ist. Ohne diesen Menschen muss es weitergehen.
Man lebt eben!

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